Suchen Sie nach einer spannenden Zugreise durch Europa? Die könnte vielleicht so aussehen: Das Fenster ist leicht gekippt. Sie spüren den Wind in Ihren Haaren und die Sonne in Ihrem Gesicht. Vor dem Fenster ziehen Bilder von weißen Schneelandschaften in den Alpen, an Ihren Augen vorbei, auf Ihren Kopfhörern läuft eine Playlist mit dem Namen Abenteuerreise.
Genießen Sie auf der Fahrt von St. Moritz nach Zermatt den fantastischen Ausblick auf grüne Almen, zerklüftete Schluchten, beeindruckende Berggipfel und funkelnde Gletscherfelder. Der Glacier Express überquert auf seiner fast 300km langen Reise 291 Brücken und durchquert 91 Tunnel auf seiner Reise durch die schönste Regionen der Schweiz.
Überblick
Pünktlich um 9.15 Uhr gibt der adrett gekleidete Schweizer Schaffner am Bahnhof in St. Moritz das Signal zur Abfahrt. Bereits seit 1930 verkehrt der Glacier Express, der seinen Namen von der grandiosen Gletscherlandschaft erhielt von St. Moritz nach Zermatt. Mit dem Bau des 15 407m langen Furka-Basistunnel im Jahr 1982 wurde die Fahrtzeit von 11 Stunden auf 7 Stunden und 50 Minuten verkürzt und ein ganzjähriger Betrieb garantiert. Vor dem Tunnelbau wurden die Oberleitungen auf diesem Streckenabschnitt vor Wintereinbruch abmontiert, um diese vor Lawinen zu schützen. Die Elektrolok an der Spitze des Glacier Express setzt sich langsam in Bewegung. Mit einer maximalen Geschwindigkeit von 90km/h im Adhäsionsbetrieb schlängelt sich der Zug durch die Schweizer Alpen. Hingegen liegt die Höchstgeschwindigkeit auf den steilen Strecken im Disentis und vor Zermatt bei 35 km/h, da hier auf Zahnradbetrieb umgestellt wird. Die Waggons der 1. Und 2: Klasse, sowie der Speisewagen vervollständigen den Glacier Express. Durch die Premium-Panoramafenster, mit verglasten Dachschrägen hat man einen traumhaften Ausblick auf die vorüberziehende Landschaft. Während man die Fahrt genießt, kann man informatives zum Zug, der Strecke und der Umgebung über Kopfhörer erfahren. Für das leibliche Wohl der Gäste wird in einem traditionellen Speisewagen oder einem Küchen/Bar-Panoramawagen gesorgt.
Der Zug lässt 1. St. Moritz langsam hinter sich und folgt auf seinem ersten Reiseabschnitt dem Flusslauf des Inn/En, Richtung Bever. Das gleichnamige Tal, Val Bever erstreckt sich direkt im Anschluss. Das autofreie Tal ist durch Wanderwege erschlossen und bekannt für seine traumhaften Skiloipen im Winter. Anschließend führt uns die Reise durch die Albulaschlucht. Diese wird aufgrund ihrer verschlungenen Kehlschleifen und –tunnel auch Albula-Zirkus genannt. Durch die Albulaschlucht führt, von Preda nach Bergün ein Bahnhistorischer Lehrpfad, welcher auf vielen Schaubildern Interessantes zum Bahnbau vermittelt. Direkt nach dem kleinen Dorf Filisur erreicht der Glacier Express das Landwasserviadukt, eine 64 m hohe und 130 m lange Brücke auf 6 hochgemauerten Pfeilern. Die Dörfer entlang der Strecke verstecken sich hoch oben in den Südhängen der Berge. Nach der 85 m hohen und 164 m lange Solisbrücke fährt der Glacier Express Richtung Thusis immer wieder durch Tunnel. Bevor der Zug in 2. Chur anlegt passiert er den Domleschg, eine charakteristische Hügelkette, die als „Burgenland" bekannt ist.
Von Chur aus führt die Streck durch das Quellgebiet des Rheins. Durch einen Bergsturz in der späten Eiszeit hat sich die Rheinschlucht in ein faszinierendes Naturdenkmal verwandelt. Wer von der grandiosen Aussicht schon hungrig geworden ist, kann sich im Speisewagen bei einem 3-Gang-Menü verwöhnen lassen, oder einen kleinen Snack am Platz genießen. Direkt nach dem Bahnhof von 3. Disentis hakt sich die Lok deutlich hörbar in die Zahnstange ein und klettert nun unaufhörlich zur Passhöhe. Die sattgrünen Wiesen weichen kargen Schafweiden Auf dem Pass angekommen kann sich der Glacier Express kurzzeitig wieder von der Zahnstange befreien. In einer Lawinengalerie geht die Fahrt vorbei am Oberalpsee. Beim Abstieg in Richtung 4. Andermatt passiert der Zug den kleinen Ort Nätschen. Dieser bietet einen wundervollen Blick auf das Urserental.
Kurz folgt der Zug dem Flusslauf des Furkareuss und passiert den Ort 5. Hospental, bis er im 15 407 m langen Furka-Basistunnel verschwindet. Als am Ende des Tunnels wieder Licht in die Waggons strömt, ist der Zug im Goms, bei 6. Oberwald angelangt. Die Landschaft des Goms zieht sich bis hinunter nach Brig. Im oberen Talabschnitt fließt, vom einstmals mächtigen Rhônegletscher gespeist die junge Rhône. Entlang der Zugstrecke reiht sich ein schmuckes Haufendorf an das andere. Das Dorf Münster ist als Aufenthaltsort von J.W. von Goethe auf einer seiner Reisen bekannt geworden. Direkt hinter dem Ort Lax wird der Zug erneut in die Zahnstange eingeklinkt, diesmal jedoch nicht für den Ausstieg sondern für ein 90 ‰ und ein 67 ‰ Gefälle. Nach der Station Gregiols gibt es nochmals ein kurzes aber spektakuläres Stück, welches mit Hilfe von Zahnrädern gemeistert werden muss. Hier beginnt der Zahnradabschnitt mitten auf einer 49 m hohen Brücke, wo ihr Steigungswinkel von 40 ‰ auf 85 ‰ ansteigt. Kurze Zeit später öffnet sich vor dem Glacier Express da Tal und 7. Brig, der nächste Zwischenstopp kommt in Sicht.
Auf der Strecke zum Zielort Zermatt geht es auf der letzten Etappe durch das Vispertal. Zuvor passieren wir aber den Ort 8. Visp am Eingang des Tals. Dieser ist heute ein wichtiger Eisenbahnknoten im Wallis. Aber auch früher diente Visp als wichtige Handelsroute. Der Streckenverlauf durch das Vispertal folgt dem Fluss Matter Visper und bewältigt eine maximale Steigung von 125 ‰. Entlang der Berghänge reihen sich unzählige Weinstöcke. Die Weinberge bei Visperterminen reichen bis 1200m und sind die höchstgelegenen Europas. Auf der Fahrt durch das Tal passiert der Zug mehrere kleine Tunnel. Diese dienen zum Schutz der Bahntrasse bei Schnee- oder Gerölllawinen. Eine ebensolche Gerölllawine hat kurz vor Randa im Jahr 1991 die Schienen- als auch die Straßenverbindung unterbrochen. Beide Strecken wurden umgelegt und neu gebaut. Heute erinnert noch der riesige Geröllkegel an den großen Bergsturz. Kurz vor Zermatt passiert der Glacier Express den Ort 9. Täsch, der für das autofreie 10. Zermatt als Parkplatzfläche dient. Nach weiteren 10 Minuten gibt das Tal den Blick auf das Matterhorn frei und erreicht de Zielort Brig mit Schweizer Pünktlichkeit. Auf dem Bahnhofsvorplatz warten bereits Elektrotaxen und Pferdekutschen auf die ankommenden Gäste.
Route nach Zermatt
Highlights
Für Weinliebhaber
Im Vispertal, bei Visperterminen erstrecken sich bis 1200 m die höchstgelegenen Weinberge Europas. Archäologische Funde beweisen, dass hier bereits die Kelten Weinanbau betrieben. Einer der besten Weine des Anbaugebiets ist von Heida Visperterminen von der St. Jodernkellerei.
Für Alpinisten
Genießen Sie in Zermatt Ihren Urlaub zwischen 38 4tausender. Fast ein Drittel aller 4tausender der Alpen gruppiert sich um das Dorf und bietet ein traumhaftes Panorama. Die beste Aussicht hat man vom kleinen Matterhorn, der höchsten Bergstation Europas aus. Mit der Gondel fährt man auf 3883 m.ü.N. Sie wollen einen 4tausender besteigen? Beginnen Sie mit dem Einfachsten, dem Breithorn.
Für Musikliebhaber
Jedes Jahr bieten St. Moritz und Zermatt eine Vielzahl von musikalischen Highlights. Das Opernfestival in St. Moritz findet Anfang Juli im Hotel Kulm statt und bietet atemberaubende Produktionen von Rossini, Verdi und Mozart. Im Gegensatz dazu findet jedes Jahr in Zermatt, Mitte April das Zermatt Unplugged statt, auf dem sich angesagt Pop – und Rockgrößen die Klinke in die Hand geben. In einem riesigen Zirkuszelt musizieren Künstler wie Lauren Hill, Chris de Burgh, Mando Diao, Alanis Morissette und viele mehr.
St. Moritz/Davos, Chur, Disentis, Andermatt, Brig, Visp, Zermatt
Startort
St. Moritz/Davos
Beste Reisezeit
Frühsommer – durch blühende Wiesen und grüne Almen Juni/juli – zum Opernfestival in St. Moritz Oktober – durch die herbstlich verfärbte Landschaft Winter – durch die verschneite Berglandschaft
Buchen Sie ihre Reise frühzeitig und reservieren Sie einen Sitzplatz. Gerade an Wochenende ist der Zug besonders gefragt. Sollten Sie im Winter reisen wollen empfiehlt es sich vorher eine Unterkunft zu reservieren. Während der Wintersaison bieten viele Hotels nur Aufenthalte von Samstag bis Samstag. Einzelübernachtungen sollten daher frühzeitig angefragt werden. Um das traumhaften Panorama während der Zugfahrt für lange Zeit im Gedächtnis zu behalten, lohnt es sich eine Digitalkamera mit vollem Akku und leerer Speicherkarte mit ins Handgepäck zu nehmen.
Video zur Rundreise mit dem Glacier Express
Fahrt mit dem Glacier Express – Switzerland; Spieldauer: 29 min; in Farbe; Sprachen: deutsch